Abgesang auf Spannungsliteratur

Existenzgrundlage von Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Gefahr

 

Autorenvereinigung SYNDIKAT ruft gegen den Ausverkauf von E-Books auf und schließt sich der Initiative Fair Lesen an

 

Die Autorenvereinigung SYNDIKAT warnt davor, mit der von Politik und Bibliotheksverbänden geforderten Zwangslizenzierung von E-Book-Neuerscheinungen die Existenzgrundlage von SchriftstellerInnen zu gefährden. Und damit die Existenz von Literatur.

 

Eschenbach, 16. Oktober 2021 Der Deutsche Bibliotheksverband fordert seit Jahren, alle E-Books bereits bei Erscheinen für alle Bibliotheken verfügbar zu machen. Dieses Bestreben soll nun durch eine sogenannte „Zwangslizenz“ umgesetzt werden – und Autoren und Autorinnen sowie Verlage gesetzlich und ohne Widerspruchsmöglichkeit dazu verpflichten, E-Booktitel in die digitale Leihe der öffentlichen Bibliotheken zu geben, vom Tag 1 an ihres Erscheinens. Für die Kriminalliteratur als viel und gern gelesenes Genre wäre dies nicht nur ein tiefer Eingriff in die persönlichen Rechte von Autorinnen und Autoren – sondern würde sowohl den elektronischen Markt, als auch den Printmarkt massiv gefährden. Denn wer kauft noch Bücher oder E-Books, wenn er diese gratis in der „Onleihe“ leihen kann, und dafür nur einen Jahresausweis der Bibliothek benötigt, der zwischen zehn bis zwanzig Euro im Jahr kostet?

Der politische Hintergrund: Bereits im März 2021 schlug der Bundesrat vor, Verlage künftig gesetzlich dazu zu zwingen, alle E-Books bereits bei Erscheinen den Bibliotheken für die digitale Ausleihe zur Verfügung zu stellen. Autoren- und Autorinnenverbände protestierten dagegen und zeigten auf: Verlage stellen bereits den Großteil ihrer E-Books zur Verfügung – knapp 7200 Verlage geben fast 500.000 digitale

Titel in die Leihe der Bibliotheken. Inzwischen finden aber schon 46 Prozent aller E-Book-Nutzungen über die Bibliotheksausleihe statt – jedoch werden nur 6 Prozent des gesamten E-Book-Umsatzes daraus erzielt. Dies liegt an den geringen Lizenzerlösen: oft erhalten Autorinnen und Autoren nur einen einmaligen Anteil am Anschaffungspreis; die digitalen Ausleihen selbst werden nicht zusätzlich vergütet. Kommunen und Ländern wird kein Etat zur marktgerechten Vergütung zur Verfügung gestellt. Eine gesetzliche Pflicht, nicht mehr „nein“ zu Niedrigpreisbedingungen staatlicher Institutionen sagen zu dürfen, wäre ein bisher in der gesamten Kulturwelt einzigartiger Einschnitt in die Urheberrechte – der womöglich auch nicht bei den E-Books haltmachen wird.

„Wir können den Wunsch der Bibliotheksverbände nachvollziehen, ihren Funktionsauftrag so umfangreich wie möglich erfüllen zu wollen. Dies darf aber nicht zu Lasten ausgerechnet derer gehen, die für die Inhalte sorgen, die aus einem Gebäude erst eine beliebte Bibliothek machen: Den Autorinnen und Autoren“, so Jens J. Kramer, Vorsitzender des SYNDIKAT.

Ohne Schriftsteller und Schriftstellerinnen keine Bücher – auch nicht in Bibliotheken

Können Schreibende von ihrer Leistung nicht mehr oder immer schwieriger leben, weil die Vergütungen sinken oder sie ihre Vertriebswege nicht mehr bestimmen dürfen, so wird die vielgelobte Vielfalt der Buchwelt verschwinden.

Mit der Initiative „Fair Lesen“ protestiert nun ein Bündnis aus 185 Autorinnen und Autoren, Verlagen und Buchhandlungen gegen die Zwangslizenzierung. Die Autorenvereinigung SYNDIKAT unterstützt diesen Aufruf und lädt Autorinnen, Autoren, Verlage und Buchhandel ein, den Offenen Brief zu unterzeichnen:

www.initiative-fair-lesen.de

(Pressemitteilung Syndikat e.V.)

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